Freitag, 31. Juli 2009

10 Dinge - heute: Gentrifizierung

10 Tatsachen, an denen Du erkennst, daß Dein Kiez gentrifiziert

1. In einem kommerziellen Stadtmagazin findest Du Deinen Kiez auf der Liste „Beliebte Stadtviertel“ auf Platz eins.
2. Die Studenten kleiden sich als Pseudo-Indy-Pussys (lange Haare, unförmige Hosen, Chucks, Sakko von Papa), während sie an ihrer Doktorarbeit sitzen
3. Hinter drei verzogenen Gören im geschätzten Alter von 4 Jahren kommen nebeneinander drei aggressive schwangere Tussis mit ihren Fruchtschaukeln (vulgo „Kinderwagen“) auf Dich zu, so dass Du nur noch in einen Hauseingang flüchten kannst. Der Unmut, den Du darauf kundtust wird mit einem zickigen „Kinderfeind!“ beantwortet
4. Gleichzeitig mit dem Baugerüst an Deinem Haus findest Du eine Mitteilung über eine satte Mieterhöhung im Briefkasten
5. Die Anzahl der Bio-Supermärkte nähert sich der Anzahl der Spätverkäufe an
6. Die Eckkneipe „Hartz IV Treff“ wird zu einer „Künstler-Lounge“ und der schrullige Antiquar, der Dir immer die besten Bücher reserviert hat, muss einem 80er Jahre Retro-Shop weichen
7. Vor Deinem Haus parken immer mehr Autos mit Aufklebern wie "Finn-Luca on Board"
8. Nachts wird unter Deinem Fenster ein Plenum mit dem Thema „Welche Kneipe ist jetzt angesagt?“ in Cockney-Englisch abgehalten
9. Wenn Du mit Glatze, Stiefeln und dem T-Shirt einer Punkrock-Band über die Strasse gehst, rufen Dir Politikstudenten im ersten Semester „Nazi!“ hinterher, um ihren Freundinnen zu imponieren
10. An Deiner Türklinke hängt ein Schild mit „Kehrwoche!“

Donnerstag, 30. Juli 2009

Anschluss ohne Nummer?

Heute stehen beim Geldautomaten zwei Mädels, die eine legt grad das Handy in ihre Zweitwohnung, pardon, Handtasche und sagt zu ihrer Freundin:

"Also, im Waschsalon lernt man ja immer neue Leute kennen, da hab ich so nem Typen meine Nummer gegeben, weil der kein Handy hat und nun hat der wirklich angerufen, hätt ich vielleicht doch nicht machen sollen, der ist aus Florida und macht grad so ne Europareise (hier folgte ein, sagen wir mal 'anerkennendes Schnaufen' seitens ihrer Freundin), na, so ne Perle ist der nun nicht, aber ganz nett und nun hat er angerufen, was wir heute abend machen..."

Der Rest der Konversation verlor sich leider im Berliner Alltagsgetriebe. Ob es da heute abend noch zum Anstich kommt? Und ich denke leicht neidisch: "Mensch Mädel, der Typ is doch Wolke! Ne Runde ficken und wenn er sich früh verzieht, kanns noch n schöner Tag werden...!"

Ich sollte mal wieder in einen Waschsalon gehen..

Freitag, 17. Juli 2009

Alte Bekannte

Heuet war ich mit einem alten Bekannten in der Ausstellung "Vom Tatort ins Labor - Rechtsmediziner decken auf" und habe dort einen alten "Bekannten" wiedergesehen. Auf einem Photo, unkenntlich gemacht, aber genauso, wie er damals von seinen Angehörigen gefunden wurde!

Die Ausstellung ist übrigens hervorragend und sehr zu empfehlen!

Mittwoch, 8. Juli 2009

Der Goldene Sarg

Auch wenn die Musik des Herrn Jackson nicht so meins ist und war - meine Jugend hat sie trotzdem geprägt, weil ich dieser Musik einfach nicht entkommen konnte. Die war ja überall.

Darüber hinaus finde ich solche Rituale immer spannend und interesant, weil sie viel über Trauerkultur aussagen und damit allgemein etwas über das Verhältnis der Menschen zum Tod. Letzlich schwingt bei den Menschen ja nicht nur die Trauer über den verstorbenen Star mit, sondern alle ihre nicht verarbeiteten Verluste werden auf den toten Prominenten projiziert und in der Gemeinschaft der Trauernden mitgetragen.

Ich habe mir also gestern die Trauerfeier auf Phoenix angesehen. Dazu ein paar lockere Anmerkungen:

Erstmal fand ich es gut, daß der Sarg dabei war. Sonst wäre es doch arg abstrakt gewesen. Auch wenn mir dabei der Marketing-Coup schlechthin eingefallen ist: Der Sarg geht auf, Michael Jackson richtet sich wieder auf singt "Thrillaaaaar". Playback natürlich!

Dann: der Rahmen würdig und anrührend. Nicht so pompös, wie ich es mir gedacht habe, aber eben auch etwas amerikanisch für den Poporz und die Tränendrüse. Dezent religiös, wenn auch etwas Kampfbeten mitschwang. Dazu hätten die Herren Pastoren aber auch ruhig mal einen Talar anziehen können.

Natürlich war die "BlackCommunity" auch vertreten und Michael Jackson mag ihnen als Vorbild dienen, daß man es in den - leider immer noch unterschwellig rassistisch geprägten - USA als "Schwarzer" auch zu etwas bringen kann. Aber genau da lag ein Problem für mich. Michael Jackson war ja am Ende kaum noch schwarz, sondern hatte sich dank den Fähigkeiten der plastischen Chirurgie gut angepasst an das Idealbild des weissen Nordamerikaners. Für mich bleibt da die Frage: hat ihn die "Black Community" ihn jetzt "nach Hause" geholt oder vereinnahmt?

Einige Anekdoten brachten die Trauergemeinde zum lachen oder lächeln. Auch das muss sein auf einer Trauerfeier. Und die schwierigen Seiten klangen an. Da musste man schon zwischen den Sätzen hören, um zu wissen was gemeint ist. Aber auch das muss sein!

Wirklich schrecklich, der Junge in der ersten Reihe, der andauernd auf seinem Kaugummi rumgekaut hat. So sind Kinder.

Wirklich anrührend und authentisch: die Tochter Paris mit der tränenerstickten Liebeserklärung an einen Vater, der ihr in der Öffentlichkeit eine Maske aufgesetzt hat. So sind Kinder.

Zusammengefasst:
Die Tragik der Stars liegt ja immer darin, daß es auf dem Gipfel immer auch verdammt einsam ist und daß sie erst unter dem Boden der Tatsachen ihre Freunde und ihren Frieden wiederfinden. Ein goldener Sarg bleibt eben immer noch ein Sarg!

Montag, 6. Juli 2009

Neues Blech für die Bundeswehr

Heute gabs neue Orden bei der Bundeswehr. Ein "Ehrenkreuz für Tapferkeit". So neu ist das aber gar nicht. Den Tapferkeitsorden gabs schon in den Befreiungskriegen. 1813-1815 gings da um die Befreieung des deutschen Vaterlandes von Napoleon. Jetzt gibts das für die besondere Tapferkeit bei der Befreiung des deutschen Vaterlandes vom Hindukusch.

Kann mir vorstellen, daß das die Jungs da unten reizt, etwas wagemutiger zu werden. "Schütze Arsch, denken Sie an das Ehrenkreuz für Tapferkeit..." Da marschiert so n 20jähriger sicher gleich motivierter in den "Stabilisierungseinsatz", wie es unser viertelschrötiger Herr Jung so nett formuliert hat. Letztendlich weil ein Herr Bush mal vor 8 Jahren meinte, er müsste n ganzes Land bombardieren, weil ihm ein paar bekloppte religiöse Fundamentalisten zwei Hochhäuser gesprengt haben. Und wir sind natürlich dabei beim Bombardieren und Ballern und Menschen töten!

Obs das Blechdings auch bei vorzeitigem Rückflug nach Deutschland gibt? Ist sicher das erste, was Mutti bei der Heimkehr sehen wird. Ihren tapferen Sohn sieht sie danach, wenn der Sarg geöffnet wird, auf der das Ehrenkreuz für Tapferkeit festgemacht ist.

Wahnsinn, wa?

Willkommen an Bord!

Der Spreeroiber wohnt in Berlin anner Spree. Nicht direkt am Ufer, weil da nur noch doofe Leute Wohnen. Pseudosmarte Werbefuzzies, O2 und Universal.

Aber in Berlin ist überall Spree.

Alles fließt, unstetes Leben, manchmal ne Untiefe und oft rettendes Ufer in nächster Nähe. Manchmal riecht die Spree gut. Manchmal stinkt sie auch. So wie der Fluss ist eben die ganze Stadt.

Und der Spreeroiber ist auch n Seeroiber. Weil er Piraten toll findet. Nicht nur im die Film.

Ich schreib mich übrigens "Roi!ber" und nicht "Räuber". Weil das "oi!" auch wichtig ist. Nicht nur wegen Kahle Jeije und so, sondern auch wegen Haltung und Szene! Der Spreeroiber schreibt. Zu allem und an alle.